Montag, 23. April 2012

Leadership


Von Eisbergen und Neandertalern.


Erst letzte Woche jährte sich das Unglück der Titanic zum 100. Mal. Eisberge kamen dadurch wieder stark ins Gespräch, und das, obwohl der Frühling längst naht. Wir Menschen sind Eisbergen gar nicht so unähnlich, und das zeigt sich auch bei Führungskräften.

Auch Führungskräfte haben einen Neandertaler.
Aufgepasst: Der Neandertaler steckt in jedem!
Ein Eisberg ragt etwa zu einem Siebtel aus dem Wasser. Der größere Teil liegt unsichtbar unter der Wasseroberfläche. Diese Tatsache wurde der Titanic zum Verhängnis. Den Aufbau eines Eisbergs kann man durchaus mit Menschen vergleichen. Die sichtbare Spitze ist unser Bewusstsein, der große unsichtbare Rest ist unser Unterbewusstsein. Während unser Bewusstsein über der Oberfläche rational arbeitet, selektiert und ordnet, arbeitet das Unterbewusstsein eher ungefiltert. Es nimmt alles auf und erstellt sozusagen eine unbegrenzte Datenbank: wahllos, ungeordnet und ohne Wertung.

Welche Erfahrungen aus unserem Unterbewusstsein hochkommen, können wir beeinflussen, und zwar mit unserer bewussten Einstellung. Es kommt also auf die Spitze des Eisbergs an.

Speziell, wenn wir unter Druck stehen, fällt es allerdings nicht mehr so leicht, das Unterbewusstsein im Griff zu haben. Das haben Sie sicherlich auch schon erlebt. Sie haben eine Person als selbstsicher, entspannt und schlagfertig kennengelernt. Dann treffen sie diese Person in einer Extremsituation wieder. Plötzlich steht Ihnen ein ganz anderer Mensch gegenüber. Unflexibel, defensiv, stur. Um mit einem weiteren Bild zu arbeiten: In dieser Situation haben Sie den Neandertaler kennengelernt. Und der steckt in jedem von uns.

Gestatten? Ihr Neandertaler. 


Der Neandertaler wohnt in unserem Unterbewusstsein. Er greift auf Erfahrungen, Erlebnisse und Beobachtungen zurück. Konstanten wie angeborenes Verhalten und kulturelle Prägung sind sein Nährboden, denn er mag das seit Langem erprobte. Um auf Nummer sicher zu gehen, macht er nur, was alle machen. Spontane Reaktionen blockiert er. Unbelehrbar und stur. Was immer schon war, muss auch in Zukunft so sein.

Auch Sie sind Ihrem Neandertaler sicherlich schon begegnet. Vielleicht ist er Ihnen in den Rücken gefallen, als Sie bei einer wichtigen Präsentation plötzlich feuchte Hände oder Herzklopfen bekommen haben? Man trifft ihn häufig bei Situationen, in denen es auf Spontanität ankommt, im Beruf wie im Privatleben.

Er ist kein angenehmer Genosse und kann viel Schaden anrichten. Aber wir alle müssen nun einmal mit ihm leben, denn unter der bewussten Oberfläche schlummert noch so viel mehr in uns. Versuchen Sie, Ihren ganz persönlichen
Neandertaler in sich erst einmal zu akzeptieren. Dann wird es Ihnen leichter fallen, andere zu verstehen. Das Urteil über Mitarbeiter oder Kunden wird nachsichtiger, toleranter und großzügiger.

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